Vorgeschichte
Diversen Zeitungsmeldungen zufolge entdeckten finnische
Wissenschaftler im September 1996 mehr durch Zufall bei Versuchen
mit rotierenden Scheiben aus supraleitendem Material einen Effekt,
der darauf hindeutet, daß sich Gravitationsfelder abschirmen
lassen. Eine der ersten Meldungen, die um die Welt gingen, stammt
aus dem britischen "Sunday Telegraph" vom 1. September
1996, S. 3:
BREAKTHROUGH AS SCIENTISTS BEAT GRAVITY.
by Robert Matthews and Ian Sample
SCIENTISTS in Finland are about
to reveal details of the world's first anti-gravity device. Measuring
about 12in across, the device is said to reduce significantly
the weight of anything suspended over it.
The claim - which has been rigorously examined by scientists,
and is due to appear in a physics journal next month -- could
spark a technological revolution. By combatting gravity, the
most ubiquitous force in the universe, everything from transport
to power generation could be transformed.
The Sunday Telegraph has learned that Nasa, the American space
agency, is taking the claims seriously, and is funding research
into how the anti- gravity effect could be turned into a means
of flight.
The researchers at the Tampere University of Technology in Finland,
who discovered the effect, say it could form the heart of a new
power source, in which it is used to drive fluids past electricity-generating
turbines.
Other uses seem limited only by the imagination: Lifts in buildings
could be replaced by devices built into the ground. People wanting
to go up would simply activate the anti-gravity device - making
themselves weightless - and with a gentle push ascend to the
floor they want.
Space-travel would bitcome routine, as all the expense and danger
of rocket technology is geared towards combatting the Earth's
gravitation pull. By using the devices to raise fluids against
gravity, and then conventional gravity to pull them back to earth
against electricity-generating turbines, the devices could also
revolutionise power generation.
According to Dr Eugene Podkletnov, who led the research, the
discovery was accidental. It emerged during routine work on so-called
"superconductivity", the ability of some materials
to lose their electrical resistance at very low temperatures.
The team was carrying out tests on a rapidly spinning disc of
superconducting ceramic suspended in the magnetic field of three
electric coils, all enclosed in a low-temperature vessel called
a cryostat. "One of my friends came in and he was smoking
his pipe," Dr Podkletnov said. "He put some smoke over
the cryostat and we saw that the smoke was going to the ceiling
all the time. It was amazing - we couldn't explain it."
Tests showed a small drop in the weight of objects placed over
the device, as if it were shielding the object from the effects
of gravity - an effect deemed impossible by most scientists.
"We thought it might be a mistake," Dr Podkletnov said,
"but we have taken every precaution." Yet the bizarre
effects persisted. The team found that even the air pressure
vertically above the device dropped slightly, with the effect
detectable directly above the device on every floor of the laboratory.
In recent years, many so-called "anti-gravity" devices
have been put forward by both amateur and professional scientists,
and all have been scorned by the establishment. What makes this
latest claim different is that it has survived intense scrutiny
by sceptical, independent experts, and has been accepted for
publication by the Journal of Physics - D: Applied Physics, published
by Britain's Institute of Physics.
Even so, most scientists will not feel comfortable with the idea
of anti-gravity until other teams repeat the experiments. Some
scientists suspect the anti-gravity effect is a long-sought side-effect
of Einstein's general theory of relativity, by which spinning
objects can distort gravity. Until now it was thought the effect
would be far too small to measure in the laboratory. However,
Dr Ning Li, a senior research scientist at the University of
Alabama, said that the atoms inside superconductors may magnify
the effect enormously. Her research is funded by Nasa's Marshall
Space Flight centre at Huntsville, Alabama, and Whitt Brantley,
the chief of Advanced Concepts Office there, said: "We're
taking a look at it, because if we don't, we'll never know."
The Finnish team is already expanding its programme, to see if
it can amplify the anti-gravity effect. In its latest experiments,
the team has measured a two per cent drop in the weight of objects
suspended over the device - and double that if one device is
suspended over another. If the team can increase the effect substantially,
the commercial implications are enormous. |
Die weitere Entwicklung
In der Folgezeit wurde die Geschichte
die Entdeckung allerdings etwas verworren:
Als Robert Matthews, Wissenschaftsjournalist beim "Sunday
Telegraph", versuchte, mehr über die Entdeckung zu
erfahren, schien es diese nicht gegeben zu haben! Prof. Tuomo
Tiainen von der Universität in Tampere bestritt jegliche
Kenntnis von Forschungen auf diesem Sektor. Als Matthews zur
Sicherheit noch einmal beim Büro des "Journal of Physics
D" nachfragte, lag der Artikel vor. Er war für die
Oktoberausgabe geplant. Richard Palmer, der Managing Editor des
JPhys D meinte, er würde sich noch einmal um Einzelheiten
kümmern..
Eine weitere Nachfrage beim Ko-Autor des Artikels, Petri Vourinen,
ergab, daß auch er nichts von der ganzen Sache zu wissen
schien. Vielmehr habe er vor einigen Jahren mit Podkletnov gearbeitet
und könne sich nicht erklären, wie sein Name in den
Artikel käme. Peter Matthew schickte daraufhin ein Fax an
Eugene Podkletnov und bat um eine Erklärung.
Podkletnov meldete sich daraufhin telefonisch bei Matthews und
erklärte folgendes: Es hätte ein Schlüsselexperiment
gegeben, das in der Tat schon einige Jahre zurückläge
und 1992 stattfand. In der Tat war in diesem Jahr ein Artikel
von Podkletnov und R. Nieminen zu diesem Thema in Physica C erschienen.
Prof Tuomo Tiainen könne nichts davon wissen, da er erst
seit vier Monaten der Direktor des Instituts sei und zur damaligen
Zeit von dem Experiment keine Kenntnis haben konnte. Auf die
Aussage von Petri Vourinen hin angesprochen, meinte Podkletnov,
daß hier wohl eine Verwechselung oder eine Namensgleicheit
vorläge und daß es noch einen zweiten Petri Vourinen
in Tampere gegeben habe, der an Supraleitern geforscht und bei
dem Experiment mitgewirkt habe, jetzt aber in Japan arbeite.
So etwas käme schon vor, der Name wäre häufig
in Finnland. Er sagte weiterhin, er wolle keinen Ärger mit
der Universität in Tampere, mit der er, entgegen deren Aussage,
noch immer in Beziehung zu stehen schien (Die Aussage aus Tampere
lautete, daß er dort nicht mehr tätig wäre, allerdings
wurde er während der fraglichen Zeit dort gesehen).
Matthews wandte sich nun noch einmal an Vourinen und erzählte
ihm von Podkletnovs Aussage. Vourinen meinte, am Institut in
Tampere würden 60 Leute arbeiten; wenn es noch jemanden
mit demselben Namen gäbe, wüßte er davon. Er
sagte weiterhin, er wäre tatsächlich in Japan gewesen
- allerdings vor 3 Jahren!
Matthews entdeckte später, daß es tatsächlich
noch einen zweiten Petri Vourinen am Institut gab. Allerdings
wußte auch er von Podkletnovs Forschungen nichts.
In einem weiteren Telefongespräch mit Tuomo Tiainen widerholte
dieser noch einmal sein Statement, daß er von den Forschungen
Podkletnovs nichts wüßte und auch den Inhalt des Artikels
weder bestätigen noch bezweifeln könne - er wäre
dafür nicht kompetent. Er fügte hinzu, daß Podkletnov
sehr gute Arbeit auf dem Gebiet der Supraleitung und der Dünnfilmtechnik
geleistet habe und auch ab und an das Institut besuche. Er habe
aber dort keine offizielle Position. Tuomo Tiainen meinte weiterhin,
daß das Institut den Verdienst an den Resulaten von Podkletnovs
Arbeiten nicht wolle, mögen diese Resultate nun gut oder
schlecht sein. Sollte es sich aber ergeben, daß die Angelegenheit
eine negative Wendung nimmt, werde sich das Institut von Podkletnov
distanzieren. Auf Gerüchte, daß ein Teil von Podkletnovs
Arbeiten vom finnischen Militär fianziert worden wäre,
meinte Tiainen, daß er davon gehört hätte, dies
aber nicht der Wahrheit entspräche.
Ein nochmaliges Gespräch mit der Redaktion des JPhys D ergab,
daß Tuomo Tiainen inzwischen ebenfalls angerufen hatte.
Robert Palmer, der Managing Editor, war nun der Ansicht, daß
er und seine Mitarbeiter sich den Artikel noch einmal ansehen
würden und zog dabei auch in Erwägung, ihn nicht zu
veröffentlichen, bis Podkletnov die Angelegenheit geklärt
hätte. Bei diesem Gespräch stellte sich auch heraus,
daß Dokumente, auf die der Artikel aufbaute, die Unterschrift
von Vourinen trugen - der allerdings jede Kenntnis von den Forschungen
verneinte!
Am Montag, den 9. September 1996 zog Eugene Podkletnov den Artikel,
der im Journal of Physics D erscheinen sollte, zurück. Die
Gründe dafür sollen patentrechtlicher Natur sein.
Die Gravity Society
Inzwischen ist die Entwicklung weiter fortgeschritten: John H. Schnurer,
Director of applied sciences at Physics Engineering in Yellow
Springs, Ohio, hat zusammen mit Giovani Modanese und Eugene
Podkletnov die Gravity
Society gegründet. Modanese
arbeitet seit 1987 auf dem Gebiet der Gravitation und
Quantengravitation und hat bereits theoretische Ansätze
für eine Erklärung des Effektes gefunden. Das Trio
setzt die Arbeiten Podkletnovs fort. Auch einige andere
Wissenschaftler arbeiten an der Replikation der Versuche bzw.
an der Verstärkung des Effektes.
Der Aufbau des Tampere-Experiments
Der Aufbau der Anordnung im einzelnen: In
einem Kryostat, der mit flüssigem He gekühlt ist, befindet
sich eine Scheibe aus einem Hochtemperatur-Supraleiter. Das Wort
"Hochtemperatur" sollte man dabei nicht allzu wörtlich
nehmen: Die Temperaturen, um die es hier geht, liegen bei 70
K, also ca. -200°C. Das Material der Scheibe ist eine Spezialkeramik
mit der Bezeichnung YBCO, die sich aus ihrer chemischen Zusammensetzung
ergibt: YBa2Cu3O7-x . Diese
Scheibe wird durch drei Magneten in der Schwebe gehalten (Meissner-Effekt)
und durch weitere radial angeordnete Elektromagneten in Rotation
versetzt.
Bringt man nun einen Testkörper in den Raum oberhalb der
Anordnung, so verliert dieser bis zu 2% seiner (schweren) Masse.
Der Grad des Masseverlusts ist abhängig von der Drehzahl
der Scheibe, aber auch davon, ob sie beschleunigt oder abgebremst
wird. Genauer: Die in den Bereich über der Supraleiterscheibe
gebrachten Gegenstände verlieren 0,05% an Masse, wenn die
Scheibe stillsteht und nur per Meissner-Effekt in der Schwebe
gehalten wird. Versetzt man die Scheibe mittels der radial angebrachten
Magneten in Rotation, so steigt der Masseverlust auf 0,3% an.
Dieser bleibt weiter bestehen, wenn die Beschleunigungsphase
der Scheibe abgeschlossen ist und sie nur unter Einfluß
der Träheit rotiert. Verwendet man nun die Radialmagneten
zum Abbremsen der Scheibe, steigt der Masseverlust (während
des Bremsvorganges?) bis auf 2,1%!
Der Bereich, in dem es zum Masseverlust kommt, entspricht einem
Zylinder vom Durchmesser der Scheibe und bisher nicht näher
bekannter Höhe (mindestens mehrere Meter). Der Bereich scheint
nicht zu divergieren. Unterhalb der Scheibe bleibt der Effekt
aus.
Im Filearchiv gibt es
ein Paket aus den drei wichtigsten papers, jeweils im TeX- und
im PS-Format sowie eine Reihe weiterer Artikel, die in Verbindung
mit Pokletnov's Entdeckung stehen.
Replikationen
Datum |
durchgeführt v. |
Supraleiter |
R |
W |
B |
Effekt |
Details |
|
|
|
Größe und
Form |
Mat. |
|
|
|
|
|
9. Sept. 92 |
Eugene. Podkletnov |
TU Tampere, Finnland |
5.7" Scheibe |
YBCO |
X |
X |
X |
pos. |
-0.05% ohne Rotation,
-0.3% mit konstanter Rotation, zwischen -2.5% bis +5.4% schwankend
bei zunehmender Rotationsgeschw. |
Jan. 95 |
Eugene Podkletnov |
Moskau, Forschungs-
zentrum f. Chemie |
10" Toroid |
YBCO |
X |
X |
X |
pos. |
Supraleiter im geschlossenen
Edelstahl-Kryostat, -0.05% bis -0.07% ohne Rotation, -0.3% bis
-0.5% mit konstanter Rotation, -2.1% während langsam abnehmender
Rotationsgeschwind.; gleiche Meßergebnisse in einer
Entfernung von 25mm bzw. 3 Meter; kein Effekt unter dem Supraleiter,
nur darüber! |
20. Juli 96 |
C.S. Unnikrishnan |
Institut f. Grundlagen-
forschung Tata, Bombay |
unbekannt |
YBCO (?) |
- |
- |
? |
neg. |
0.05% Gewichtsänderung
wurden zurückgeführt auf den größeren Auftrieb
des Probekörpers in der stickstoffangereicherten Luft über
dem Kryostaten |
21. Sept. 96 |
John Schnurer |
unabh. Forscher |
1" Hexagon |
YBCO |
- |
X |
X |
pos. |
feststehende Scheibe,
-5.4% |
23 Jan. 97 |
Don Evans |
Amateur |
1" Scheiben (mehrere) |
YBCO |
- |
- |
X |
pos. |
Stapel mehrerer feststehender
Scheiben, -1% |
26. März 97 |
N. Li |
Physiker, Univ. Huntsville,
Alabama |
12" Scheibe |
YBCO |
X |
X |
X |
? |
NASA-Replikation,
Einzelheiten nicht bekannt |
23. April 97 |
P. Skeggs |
BSEE; Amateur |
1" Scheibe |
YBCO und BCSCO |
- |
X |
X |
neg. |
feststehende Scheibe,
verschiedene Wechselfelder aus unterschiedlichen Quellen, mechanische
Waage |
30. Mai 97 |
Frederic Rounds |
NASA (selbst finanziert) |
1" Scheibe |
YBCO |
- |
- |
- |
unklar |
feststehende Scheibe,
feststehender Probekörper; gemessen wurde das Gewicht der
gesamten Apparatur, geringfügige Gewichtsänderungen
(-0.05% to -0.1%), Meßfehler nicht ausgeschlossen |
28. Juli 97 |
Rick Monteverde |
Amateur |
1" Scheibe und Hexagon |
YBCO und BCSCO |
X |
X |
X |
neg. |
|
25. Aug. 97 |
D. Noever et al |
NASA MSFC / UAH |
4" Scheibe bzw.
Anordnung von
48 1" Hexagons |
YBCO |
- |
X |
- |
neg. |
schwebende, aber nicht
rotierende Scheibe sowie eine Anordnung von 48 1" Hexagons,
mag. Gleich- und Wechelfelder, Messung mit Präzisionsgravimeter |
16. Sept. 97 |
J. Schnurer |
unabh. Forscher, Gravity
Society |
1" disk |
YBCO |
- |
X |
X |
pos. |
Probekörper direkt
auf der Oberfläche der Scheibe ruhend, Scheibe und Probekörper
werden zusammen gewogen (Gegengewicht auf elektronischer Waage),
reproduzierbare Ergebnisse von ca. -2% |
R: rotierender Supraleiter
W: magnetisches Wechselfeld
B: beweglicher Testkörper (Probemasse) |
|