Via dei Laghi am Albaner See, Italien
Abb.1: Der Albaner See südlich von Rom, ein erloschener
Vulkankrater. An seinem Rand verläuft die Via dei Laghi, an der es zu
einem seltsamen Gravitationsphänomen kommt |
Etwa 60 km südlich von Rom, am Rande des Albaner Sees, eines erloschenen
Vulkankraters, verläuft die Via dei Laghi, eine Landstraße, die als
Verlängerung der Via Appia Nuova die Hauptstadt Rom mit der Weinregion Frascati
sowie der malerischen Seenlandschaft der Albaner Berge verbindet. Kurz hinter
der Ortschaft Rocca di Papa kommt es im Verlauf dieser Straße zu einer
seltsamen Anomalie. Flaschen und andere Gegenstände rollen hier in einer
schwachen Steigung ohne zusätzliche Antriebskraft bergauf. Selbst schwere Autos
lassen sich hier im Leerlauf bei ausgeschaltetem Motor den Berg hinaufbewegen.
Das Phänomen wurde in Deutschland erstmals durch Rainer Holbes
Sendungen "Unglaubliche Geschichten" und "Phantastische Phänomene" sowie
durch sein Buch "Magie, Madonnen und Mirakel" bekannt gemacht. Es wurde von ihm
ebenfalls in einer Sendung von Hans Meiser in der Sendung "Unerklärliche
Phänomene" vom 19.3.1997 den Fernsehzuschauern vorgestellt.
Die Lage der Gravitationsanomalie an der Via dei Laghi am Rande des
Albaner Sees |
Bisher existierten zu den Ursachen dieses Phänomens nur Vermutungen.
Wissenschaftler behaupteten im allgemeinen, es müsse sich um eine optische
Täuschung handeln.
So haben wir im Jahre 1998 im Rahmen einer Forschungsreise nach
Italien den Fall gründlich untersucht.
Der subjektive Eindruck hinterläßt beim Besucher dieses seltsamen Ortes
sofort das Gefühl, daß das Phänomen echt sein muß. Die Steigung beginnt in einer
kleinen Bodensenke und führt bis zu einer Kuppe nach etwa 200 Metern. Läuft man
diese mutmaßliche Steigung hinauf, so hat man ein seltsames Gefühl der
Beschleunigung. Man glaubt nicht bergauf, sondern eher bergab zu laufen. Es ist
kein Kraftaufwand dabei zu spüren. Auch ein Auto läuft im Leerlauf bei
ausgeschaltetem Motor tatsächlich von selbst bergauf. Dies funktioniert sogar
bei vollbesetzten Touristenbussen, wie wir selbst gesehen haben. Ganz offenbar
beziehen Touristikunternehmen (hauptsächlich aus Deutschland) diesen seltsamen
Ort bereits in ihre Rundfahrten ein.
Dennoch könnte es sich natürlich immer noch um eine optische Täuschung
handeln, doch dagegen sprechen bereits einige deutlich sichtbare Befunde:
- Sämtliche Bäume entlang der mutmaßlichen Steigung müßten im gleichen
Winkel schief gewachsen sein, um eine Steigung vorzutäuschen, die in
Wahrheit ein Gefälle ist.
- Am Ende der Steigung befindet sich, wie gesagt, eine Kuppe, hinter der es
tatsächlich bergab geht. Deutlich sieht man vorbeifahrende Autos hinter der
Kuppe verschwinden, was nicht möglich wäre, wenn die Straße schon vorher
bergab geführt hätte.
- Das seltsame Phänomen besteht nicht entlang der gesamten Steigung, sondern
endet kurz vor der Kuppe abrupt, was zur Folge hat, daß ein im Leerlauf
rollender Wagen an dieser Stelle einfach stehenbleibt. Wäre es eine optische
Täuschung, müßte er weiterrollen.
- Die Anomalie verläuft nicht parallel zur Straße, sondern etwas
schräg, so daß Flaschen z.B. vom Straßenrand bergauf Richtung Straßenmitte
rollen.
- Das größte Rätsel ist, daß der Effekt zeitlich pulsiert. Wenn an
einer Stelle z. B. eine Flasche eben noch bergauf rollte, funktioniert es
einige Minuten später manchmal nicht mehr, dafür aber an einer anderen Stelle.
Ein zeitlich veränderliches Schwerefeld wäre - obwohl es rein mathematisch
natürlich denkbar wäre - physikalisch eine Ungeheuerlichkeit, die noch nie
beobachtet wurde.
Dennoch begnügten wir uns nicht mit den optischen Eindrücken, sondern führten
eine Reihe wissenschaftlicher Messungen durch.
Messungen vor Ort
Die Wasserwaage zeigt anstelle einer Steigung ein etwa
5-prozentiges Gefälle an. Ist es also doch nur eine Täuschung, oder
handelt es sich tatsächlich um eine Gravitationsanomalie, die dann
natürlich auch die Wasserwaage beeinflussen würde? |
In der Landvermessung werden auch heute noch üblicherweise Nivelliergeräte
eingesetzt, die auf dem Prinzip der Wasserwaage basieren, und so setzten wir für
einen ersten Test eine elektronische Präzisionswasserwaage mit
Winkelmeßeinrichtung ein. Sie zeigte anstatt der optisch sichtbaren Steigung ein
Gefälle an, und zwar um etwa 5 %.
Dies dürfte der Hauptgrund sein, daß Wissenschaftler den Effekt für eine
optische Täuschung halten. In Wahrheit beweist dieser Versuch jedoch überhaupt
nichts, denn im Fall, daß es sich wirklich um eine Gravitationsanomalie handeln
würde, würde diese natürlich auch die Wasserwaage beeinflussen und falsch
anzeigen lassen, genauso, wie sie Autos, Flaschen und andere Gegenstände bergauf
anstatt bergab rollen läßt.
Da in der modernen Physik heute die Vermutung allgemein anerkannt ist, daß
alle physikalischen Grundkräfte in einer einheitlichen Feldtheorie vereinigt
werden können (wenn diese Theorie auch bis heute offiziell nicht existiert),
könnte es sich natürlich prinzipiell auch um ein elektromagnetisches oder
radioaktives Phänomen handeln. Daher führten wir als nächstes Messungen mit dem
Geigerzähler sowie mit einem mobilen Feldmeßgerät für den Einsatz im Gelände
durch. Beide Messungen blieben ergebnislos. Entlang der Straße konnte weder eine
Erhöhung der natürlichen Radioaktivität noch das Vorhandensein ungewöhnlicher
elektrischer oder magnetischer Felder nachgewiesen werden.
So blieb als einziges beweiskräftiges Indiz nur noch die direkte Messung der
Gravitation an diesem Ort übrig.
Obwohl Geophysiker zur Messung der Schwerkraft heutzutage über
hochempfindliche supraleitende Spezialgeräte verfügen, greift man für Messungen
im Gelände auch zu professionellen Zwecken heute noch auf klassische Meßmethoden
zurück, wie sie schon zu Zeiten Galileis bekannt waren. Kernstück eines solchen
klassischen Gravimeters ist entweder eine Spiralfeder oder ein siderisches
Pendel.
Franz Bludorf mißt mit einer mechanischen
Präzisionsstoppuhr die Schwingungsdauer eines Pendels an der Via dei
Laghi. Durch Vergleichsmessungen an einem Ort mit normaler Gravitation
kann auf diese Weise eine mögliche Anomalie genau bestimmt werden. |
Dabei handelt es sich um exakte physikalische Messungen, die nichts mit der
Verwendung eines Pendels für radiästhetische Zwecke zu tun haben. Man läßt die
Feder bzw. das Pendel an dem entsprechenden Ort eine gewisse Zeitlang schwingen
und stoppt die Schwingungsdauer. Aus dieser Zeitdauer kann dann mit einer
einfachen mathematischen Formel die Gravitationsbeschleunigung errechnet werden.
Der einzige Haken bei dieser Methode ist es, daß man für diese Formel einige
Materialkonstanten (z. B. Masse des Pendels und Länge des Pendelfadens) genauer
kennen müßte, als es normalerweise der Fall ist.
Dieses Problem umgehen Geophysiker dadurch, daß sie das Pendel bzw. das
Federgravimeter an einem Ort mit bekannter Gravitation eichen. Das heißt, an
einem Ort, an dem eine normale Gravitation angenommen werden kann, wird eine
Messung der Schwingungsdauer vorgenommen und notiert. Führt man nun eine weitere
Messung an einem anderen Ort durch, kann man Gravitationsabweichungen mit
ausreichender Genauigkeit bestimmen, indem man einfach die Schwingungszeiten
vergleicht. Schwingt das Pendel (bzw. die Feder) langsamer als am Ort der
Eichung, so ist die Gravitation geringer. Schwingt es dagegen schneller, ist die
Gravitation erhöht.
In unserem Fall fand die Eichung vor der Reise in unserer Berliner Wohnung
statt, von der man ohne weiteres annehmen kann, daß dort normale
Gravitationsverhältnisse herrschen. Im Mittel benötigt das von uns benutzte
siderische Pendel dort eine Zeit von 0,9629 Sekunden für eine vollständige
Schwingung.
An der Via dei Laghi hingegen betrug die Schwingungsdauer im Mittel 0,9788
Sekunden, wobei der Meßfehler aufgrund des Meßverfahrens höchstens 0,002
Sekunden beträgt.
Damit ist bewiesen, daß ein Pendel an der Via dei Laghi
signifikant langsamer schwingt, was nur durch eine Gravitationsabweichung
erklärbar ist, und zwar ist die Gravitation dort um rund 3,2% geringer als in
Berlin.
Wo liegen die Ursachen?
Der Einstein-Turm auf dem Gelände des Geoforschungszentrums
Potsdam |
Die Frage ist nun natürlich, wie das möglich ist. Gibt es dort in Italien
anormale geophysikalische Effekte, die diese Gravitationsverringerung bewirken?
Hierzu befragten wir Wissenschaftler des Geoforschungszentrums Potsdam.
Dieses Institut besteht bereits seit 1870, und schon im Jahre 1909 wurde hier
am alten Telegrafenberg am Rande von Potsdam die erste Absolutmessung des
Gravitationsfeldes als internationaler Bezugswert durchgeführt. Das gesamte
Gelände ist voller wissenschaftshistorischer Sehenswürdigkeiten. So steht auf
dem Gipfel des Telegrafenberges der berühmte Einstein-Turm, den Albert Einstein
in den zwanziger Jahren als Sonnenobservatorium zum Beweis für die Richtigkeit
seiner Relativitätstheorie errichten ließ.
Heute ist das Geoforschungszentrum Potsdam das weltweit einzige Institut, das
alle Geowissenschaften unter einem Dach beherbergt. Es ist weiterhin einer von
mehreren globalen geodätischen Referenzpunkten der Welt, dessen geographische
Position und Gravitationsbeschleunigung als internationale Vergleichswerte
besonders genau vermessen sind. Die Gravitation wird hier täglich rund um die
Das Geoforschungszentrum Potsdam ist eine globale
Referenzstation für das Schwerefeld der Erde. Hier wird mit supraleitenden
Gravimetern das Gravitationsfeld auf 8 Stellen nach dem Komma genau
vermessen. |
Uhr mit Hilfe eines supraleitenden Gravimeters überwacht. Es ist so empfindlich,
daß auch die Auswirkungen der Mondphasen auf das Schwerefeld der Erde
beobachtbar sind.
Wir diskutierten das Phänomen der Gravitationsanomalien mit dem Leiter der
Sektion "Gravitationsfeld und Gestalt der Erde", Herrn Dr. Peter Schwintzer.
Im Grunde ist es für Geophysiker nichts Ungewöhnliches, daß das Schwerefeld
der Erde nicht überall gleich groß ist. Es gibt inzwischen ganze Weltkarten des
Gravitationsfeldes, die durch aufwendige Satellitenmessungen mit der Genauigkeit
eines Winkelgrades durchgeführt wurden (dies entspricht einer Fläche von etwas
mehr als 100*100 km).
So weiß man heute, daß die Gravitation die höchsten Werte entlang der
Hochgebirge wie der Anden oder des Himalaya hat (weil dort einfach mehr Masse
vorhanden ist), aber auch im Nordatlantik und in Mitteleuropa etwas höher ist
als anderswo. Die niedrigsten Werte hingegen findet man an der Küste Südindiens.
Weltkarte der Gravitation. Die höchsten Werte sind
dunkelrot gekennzeichnet, die niedrigsten dunkelblau (mit
freundlicher Genehmigung des Geoforschungszentrums Potsdam) |
Lokale Anomalien der Gravitation können etwa entstehen durch große
unterirdische Erzlager, deren spezifisches Gewicht höher ist als das des
normalen Gesteins. Andere Ursachen können tektonische Verschiebungen an den
Rändern der Kontinentalplatten sein oder Konvektionsströmungen im heißen,
flüssigen Erdinnern, dem sogenannten Erdmantel.
Diese Abweichungen vom Normalwert der Gravitation werden daher zu
Explorationszwecken, also zum Auffinden von Bodenschätzen, herangezogen. Die
größten Abweichungen, die der Wissenschaft in diesem Zusammenhang bekannt sind,
betragen allerdings nur etwa 0,1 Promille, also weniger als ein Hundertstel der
Anomalie, die wir in Italien gemessen hatten.
Dr. Schwintzer bestätigte uns,
daß die heutige Wissenschaft eine derart starke Gravitationsanomalie nicht
erklären kann.
Verbirgt sich also in den Albaner Bergen ein noch ungelöstes Geheimnis?
Immerhin ist es interessant, daß ganz in der Nähe dieser Gravitationsanomalie
Castel Gandolfo liegt, die Sommerresidenz des Papstes. Dieses Schloß
wurde im 17. Jahrhundert von Papst Urban VIII. errichtet, also genau von dem
Papst, der das Urteil über Galileo Galilei sprach, also über den Mann, der als
erster Messungen des Erdschwerefeldes durchführte.
Es ist historisch gesicherte Tatsache, daß Urban VIII. vor seiner Wahl zum
Papst mit Galilei sogar befreundet und über die Forschungsarbeiten des
Wissenschaftlers recht genau unterrichtet war. Mußte Galilei mundtot gemacht
werden, weil er zu viel wußte? Nicht etwa darüber, daß sich die Erde um die
Sonne dreht, denn das war ohnehin nicht Galileis Entdeckung, sondern von
Kopernikus bereits über 100 Jahre früher theoretisch gefordert und später von
Kepler bewiesen worden. Wußte Galilei statt dessen ein Geheimnis über die
Gravitation, das nicht bekannt werden sollte? Oder sollte es ein Zufall sein,
daß Castel Gandolfo gerade am Rande des Albaner Sees erbaut wurde, an einem Ort,
der der Kirche gar nicht gehörte, sondern ihr eigens zum Zweck des Baus dieses
Schlosses vom Kaiser geschenkt wurde?
Um vielleicht eine Erklärung des Rätsels zu finden, muß man untersuchen, ob
es möglicherweise noch mehr derartige Orte auf der Welt gibt. (siehe dazu auch die
Liste am des Artikels)
Karpacz Górny bei Karpacz, Polen
Nach der Sendung bei Hans Meiser erhielten wir eine Reihe von Zuschriften der
Zuschauer auch zu diesem Thema. Mehrere Zuschauer wiesen uns darauf hin, daß
auch in Polen, genauer: im schlesischen Kurort Karpacz (Krummhübel) am
Fuße der Schneekoppe, ein solcher Ort zu finden sei, und wir sind auch dieser
Sache nachgegangen.
Lageplan einer weiteren Gravitationsanomalie in dem
polnischen Kurort Karpacz Górny (Brückenberg) im
Riesengebirge. |
Als wir das Riesengebirge besuchten, erfuhren wir, daß diese Information
offenbar korrekt ist und daß das Phänomen den dortigen Einheimischen sogar viel
bekannter ist, als es in Italien der Fall ist. Die fragliche Stelle befindet
sich allerdings hier auch nicht in einer so abgelegenen Region wie am Albaner
See, sondern in einem Ortsteil eines vielbesuchten Luftkurortes, der den Namen
Karpacz Górny (Brückenberg) trägt. Für dieses Gebiet existieren also auch, für
jedermann zugänglich, eine große Anzahl von Wanderkarten, auf denen auch recht
genau vermessene Höhenangaben eingezeichnet sind. Sollte es also hier den
gleichen Effekt wie in Italien geben, so müßte es viel einfacher nachweisbar
sein, ob der Effekt echt ist oder auf einer optischen Täuschung beruht.
Dennoch waren wir überrascht, daß wir auf einem ganz gewöhnlichen Stadtplan
von Karpacz, wie man ihn dort in jeder Buchhandlung kaufen kann, einen Eintrag
finden konnten: "Miejsce zaburzenia grawitacji" ("Ort gestörter Gravitation").
Offenbar ist auch den offiziellen Stellen in Karpacz das Phänomen seit langem
bekannt, und man akzeptiert es auch und nutzt es als weitere touristische
Sehenswürdigkeit.
Laut Stadtplan befindet sich die Anomalie an der ulica Strazacka am südlichen
Ortsrand, ganz in der Nähe eines wildromantischen Wasserfalls. Als wir die
kleine Brücke über den Bach Lomnica nordwärts überquert hatten, konnten wir
Auch in der Strazacka-Straße des polnischen Kurortes
Karpacz Górny (Brückenberg) rollen Flaschen und Autos ohne Antrieb
bergauf. |
bereits den Motor ausschalten und die Gangschaltung auf Leerlauf stellen. Der
schwere Volvo, besetzt mit zwei Personen und einem Hund, rollte von nun an von
selbst weiter bergauf, und das sogar über eine Strecke von über 400 Metern,
durch mehrere Kurven, bis etwa auf Höhe des Gästehauses "Piecuch" (vgl. Abb. 13).
Allein schon die kurvenreiche Straßenführung ließ eine optische Täuschung nicht
zu. Außerdem ist, wie wir sehen, diese Straße teilweise mit Häusern bebaut, so
daß das Vermessungsamt eigentlich wissen sollte, ob diese Straße bergauf oder
bergab geht. Daß die Strazacka-Straße dennoch offiziell als "Ort gestörter
Gravitation" bezeichnet wird, ist im Grunde schon Beweis genug.
An dieser Straße eine Flasche bergauf rollen zu lassen,
gehörte mittlerweile schon zu unseren leichtesten Übungen.
Um jedoch ganz sicher zu sein, führten wir noch eigene Höhenvermessungen
durch. Die moderne Technik bietet mit Hilfe des satellitengestützten
Navigations- und Ortungssystems GPS (Global Positioning System) Autofahrern und
Wanderern die Möglichkeit, sich in fremdem Terrain genau zu orientieren. Ein
heutiger GPS-Empfänger ist heutzutage nicht mehr größer als ein Handy und
liefert an jedem Ort der Welt genaue Koordinatenangaben für die Position und die
Höhe über dem Meeresspiegel. Im Gegensatz zu herkömmlichen Vermessungsmethoden
kann eine GPS-Messung durch lokale Gravitationsanomalien nicht beeinflußt
werden, da die Daten von Satelliten gesendet werden, die sich hoch über der Erde
im Orbit befinden, weit ab von jeder möglichen Gravitationsstörung.
Moderne GPS-Satelliten-Navigationsgeräte sind nicht mehr
größer als ein Handy und erlauben überall genaue
Positionsmessungen. |
Mit Hilfe einiger solcher Positionsmessungen entlang der Strazacka-Straße war
es uns daher möglich, einwandfrei nachzuweisen, daß die Straße tatsächlich
ansteigt.
Trotzdem führten wir auch die Gravitationsmessung mit dem siderischen Pendel
durch, schon um festzustellen, wie groß die Anomalie hier im Riesengebirge
eigentlich war. Unser Eindruck war gewesen, daß sie sogar stärker sein müßte als
in Italien.
Dieser Eindruck wurde durch die Messungen bestätigt. In Karpacz Górny ist die
Gravitation sogar um mehr als 4% geringer als normal. Einen pulsierenden Effekt
wie in Italien konnten wir an dieser Stelle nicht feststellen.
In der Bezirkshauptstadt Jelenia Góra (Hirschberg) erfuhren wir hierzu noch
einige interessante Neuigkeiten, nämlich daß Wissenschaftler der Universität
Breslau in den vergangenen Jahren in der ganzen Region umfangreiche
Satellitenmessungen durchgeführt hatten. Das Ergebnis war, daß im Bereich des
Riesengebirges gewaltige unterirdische Vorräte von kochend heißem Wasser in etwa
2000 Metern Tiefe entdeckt wurden. Das Zentrum befindet sich in dem Kurort
Cieplice (Bad Warmbrunn - Nomen est omen!!), das Gebiet erstreckt sich aber auch
bis in die Region Karpacz.
Könnte das vielleicht auch eine Erklärung für das Gravitationsphänomen sein?
Endlich haben wir eine Gemeinsamkeit gefunden, denn auch der Albaner See ist ja
ein erkalteter Vulkankrater. Andererseits ist das Wasser des Albaner Sees heute
nicht mehr heiß. Bedeutet dies, daß die Anomalie auch nach dem Erlöschen des
Vulkanismus erhalten bleibt? Wieso sollte dies der Fall sein?
Vielleicht gibt es ja noch viel mehr solche Gravitationsanomalien auf der
Welt? Es hat sie nur noch niemand entdeckt, denn zu viele Zufälle müssen
zusammenspielen, damit sie den Menschen überhaupt auffallen:
- Es muß eine Steigung vorhanden sein, damit etwas - scheinbar entgegen den
physikalischen Gesetzen - bergauf rollen kann.
- Es muß eine asphaltierte Straße vorhanden sein, damit das Rollen nicht
durch Unebenheiten im Boden behindert wird (in Polen rollte das Auto zwar
schneller als in Italien, die Flasche jedoch langsamer, da der Straßenbelag
etwas körniger war, wodurch die Flasche ein bißchen holperte").
Vielleicht warten ja noch viele Gravitationsanomalien auf ihre Entdeckung -
auf einer ebenen Fläche, oder auf einem holprigen Acker, wo sie niemand bemerkt?
Fazit
Daß es an der Via dei Laghi und in Karpacz Górny Gravitationsanomalien
gibt, kann als wissenschaftlich bewiesen angesehen werden. Von einer Erklärung
dieses interessanten Phänomens sind wir jedoch nach wie vor weit entfernt.
Pulsierende Gravitationsfelder sind in der Physik bislang unbekannt. Es muß
irgend etwas unter der Straße in Italien liegen, was sehr merkwürdige Effekte
erzeugen kann, ebenso an der Stelle in Polen. Es kann sich weder um ein
bekanntes irdisches Material noch um eine uns bekannte Technik handeln.
Das Phänomen dieser Gravitationsanomalien ist und bleibt ein großes Rätsel!
Nachwort
Was hat dieser Artikel über ein natürliches
Phänomen, dessen Ursache noch nicht einmal geklärt ist,
auf einer Website zu suchen, auf der es doch eigentlich um die
technische Beeinflussung der Schwerkraft geht?
Nun, ich glaube, die Antwort auf diese Frage
liegt auf der Hand: Hier liegt ein andauerndes Phänomen vor,
das sich also der Beobachtung nicht entzieht und tut etwas, was
im Falle Podkletnov als wissenschaftliche Sensation bezeichnet
wurde: Es beeinflusst die Schwerkraft offenbar in erheblichem Maße.
Man sollte also keine Mühe scheuen, nach den Ursachen zu
suchen, um so vielleicht neue Aufschlüsse über das
Wesen der Gravitation zu erhalten.
Umso mehr verwundert es, dass außer
einigen Enthusiasten offenbar niemand aus den Reihen der
Wissenschaft es für notwendig erachtet, sich näher
damit zu befassen - da sind keine Messpunkte oder
Beobachtungstationen vor Ort, wie man das eigentlich erwarten
sollte. Zumal noch hinzukommt, dass der Effekt pulsiert, wie die
Autoren berichten - was eine Beobachtung über längere
Zeiträume auf alle Fälle rechtfertigen würde!
Trotz allem wird dieses Phänomen - wie
auch andere - quasi links liegen gelassen. Nur: Warum?
Eine Antwort auf diese Frage gibt indirekt die FAQ
der Newsgruppe sci.physics. Sie hat diesem Phänomen eine
eigene Seite vorbehalten und
ihm den Namen "Rolling Uphill Illusion" gegeben. Aus der Bezeichnung
kann man schon auf die dort gegebene Erklärung schließen, die
auch die Autoren eingangs schon erwähnten:
Es handelt sich schlicht um eine optische Täuschung! Interessant
wäre an dieser Stelle, ob und wer sich davon eigentlich im
Einzelfall durch Messungen überzeugt hat. Sicher mag eine
optische Täuschung als wahrscheinlichste Erklärung akzeptabel
sein, aber wie man diesem Artikel entnehmen kann, ist wohl die Sache
doch nicht ganz so einfach...
Eine Liste ähnlicher Phänomene
Die folgende Liste enthält einige weitere Plätze, bei denen
es sich um ähnliche Phänomene handeln könnte.
Natürlich ist die Möglichkeit einer optische Täuschung
ohne nähere Untersuchung nicht auszuschließen! Insbesondere
gilt dies für kommerziell genutzte Plätze, bei denen man
gern etwas nachhilft. Zu den dabei benutzten Tricks kann man unter
http://www.sandlotscience.com/MysterySpots/MysterySpots.htm einiges nachlesen.
Ergänzungen/Korrekturen zu dieser Liste sind jederzeit willkommen!
Land | Name | Stadt, Ort, weitere Infos |
Australien | Anti-Gravity Hill | Straws Lane Road, Wood-End, in der Nähe von Hanging Rock, Victoria |
Griechenland | | an der Straße nach Mount Penteli, bei Athen |
Kanada | Gravity Hill | an der McKee Rd. kurz vorm Ledgeview Golf Course in Abbotsford, British Columbia |
Kanada | Magnetic Hill | bei Neepawa, Manitoba |
Kanada | Magnetic Hill | am Trans Canada Highway, Moncton, New Brunswick |
Polen | Gora Zar (Berg Zar, polnische Tatra) | 15 km nördl. von Zywiez auf dem Weg zum Gipfel des Gora Zar ca. 1 km unterhalb auf der Zufahrtsstraße |
Portugal | Malveira da Serra | an der Küstenstraße N247 im Westen von Lissabon |
Südkorea | Mount Halla | am 1.100 Highway einige Meilen südlich des Flughafens, bei Mount Halla, auf der Insel Cheju Do |
UK, Schottland | Electric Brae | an der A719, bei Croy Bay, South of Ayr, Ayeshire |
USA, California | Mystery Spot | bei Branciforte Dr., in der Nähe von Santa Cruz |
USA, Carolina | Mystery Hill | Blowing Rock, am Highway 321 |
USA, Colorado | | bei Camp Burch, ca. 45 Meilen entfernt vom Oregon Vortex |
USA, Florida | Spook Hill | North Wales Drive, North Avenue, Lake Wales |
USA, Indianapolis | Gravity Hill | an der SR 42 südlich von Mooresville |
USA, Maryland | Spook Hill | Gapland Road, ausserhalb von Burkittsville, Gapland (Frederick County) |
USA, Michigan | Mystery Spot | Putney Road, Benzie County |
USA, New Jersey | Gravity Road | Ewing Road, Ausfahrt der Route 208, Franklin Lakes |
USA, Oregon | Oregon Vortex | in der Nähe von Gold-Hill, Grants Pass |
USA, Pennsylvania | Confusion Hill | Idelwild Park, Ligonier |
USA, Pennsylvania | Gravity Hill | an der SR 96 südlich New Paris, Bedford County |
USA, Utah | | an der Route 128 östlich von Moab, entlang des Colorado River |
USA, West Indies | Morgan Lewis Hill | bei St.Andrew, Barbados. |
USA, West Virginia | | bei Harper´s Ferry, Jefferson County |
USA, Wisconsin | Gravity Hill | in der Nähe des White's Hill, im Süden von Shullsburg, LaFayette County |
© Grazyna Fosar, Franz Bludorf
Dieser Beitrag ist von den Autoren zur Veröffentlichung
unter der Bedingung der Angabe der Originalquelle (s.u.) freigegeben.
Kontakt: Postfach 242, D-12112 Berlin · Tel./Fax: 030-795 36 63 · E-mail: mail@fosar-bludorf.com
Den Originalbeitrag finden Sie auf der Website der Autoren unter http://www.fosar-bludorf.com/rocca.htm
Der Artikel erschien außerdem inzwischen in dem Buch der selben Autoren "Vernetzte Intelligenz - die Natur geht online", Omega Verlag, Aachen, 2001, ISBN 3-930243-23-7
Nachwort und Liste: Andreas Hecht
|