VorbemerkungenDer Terminus "Freie Energie" wirkt bei vielen Vertretern der etablierten Wissenschaft als Reizwort, zumindest wenn er in dem Zusammenhang benutzt wird, in dem ich ihn hier verwende (mehr dazu unter der Begriffserklärung). Liest man die einschlägigen Newsgroups, bekommt man schnell mit, daß die Standardreaktion auf solche Themen meist eine der Abwandlungen des Kürzels TANSTAAFL (There aint no such thing as a free lunch) ist. Trifft man auf einen sachlicheren Gegenspieler, dann führt der zumeist den Energieerhaltungssatz ins Feld. Und ich muß dazu sagen: Die Leute haben recht! Nur ist es offensichtlich so, daß der Begriff "Freie Energie" in den meisten Fällen falsch aufgefaßt wird. Das liegt nicht zuletzt daran, daß es eine Menge Geschichten über phantastische Erfindungen gibt, die meist - um noch ein beliebtes Kürzel ins Spiel zu bringen - vom Typ FOAF (Friend of a friend) sind. Außerdem gibt es eine wahrscheinlich noch größere Menge an Betrügern und Geschäftemachern, die unter dem Etikett "Freie Energie" die verrücktesten Dinge behauptet haben, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Dazu kommt, daß es auf diesem Gebiet eine teilweise recht verwirrende Terminologie gibt, die auch 'vorbelastete' Begriffe verwendet wie z.B. "Perpetuum Mobile", "Äther" oder auch die "Freie Energie" selbst. Deshalb ist es wohl angebracht, ein paar klärende Worte über einige Begriffe aus dem Umfeld der Freien Energie zu sagen. Wichtige BegriffeLogischerweise sollte man wohl zunächst auf die Freie Energieselbst zu sprechen kommen. Perpetuum mobile (PM).Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "das beständig Bewegliche". Nun wäre das ja noch keine Unmöglichkeit, deshalb hat die Physik noch etwas präzisiert und unterscheidet zwei Arten von Perpetua mobilia: PM 1. Art, die gegen den Energieerhaltungssatz verstoßen und PM 2. Art, die gegen den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik verstoßen. Beide Fälle sollten uns einer näheren Betrachtung wert sein. Gesetz von der Erhaltung der Energie (Energieerhaltungssatz) und das PM 1. Art.Das Gesetz wurde von ROBERT MAYER formuliert und besagt, daß Energie weder entstehen noch verschwinden kann. Exakter ausgedrückt:
Ein PM 1. Art, das gegen diesen
Satz verstößt, ist also eine Maschine, die ohne Energie
aufzunehmen Arbeit verrichtet. Nach allem, was wir wissen, ist
eine solche Maschine nicht möglich. Und in diesem Punkt
sind sich die Wissenschaft und die Forscher, die sich mit Freier
Energie befassen, auch meist einig. Es passiert allerdings häufig,
daß man etwas als PM bezeichnet oder ansieht, was keines
ist. Der Energieerhaltungssatz enthält eine wichtige Bedingung
für seine Gültigkeit: Er bezieht sich ausschließlich
auf geschlossene Systeme! Wenn also eine Maschine ein PM 1. Art
zu sein scheint, sollte man sich, bevor man sagt: Unmöglich!
damit befassen, ob es sich denn um ein geschlossenes System handelt.
Real existierende Maschinen sind nämlich in der Regel keine
solchen Systeme. Sie stehen mit ihrer Umgebung in Wechselwirkung
und können so unter Umständen auf uns noch nicht bekannte
Energieformen zugreifen und diese nutzen. Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik und das PM 2. Art.Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik ist eigentlich ein Verbot; nämlich das einer bestimmten Energieumwandlung: Er verbietet die Umwandlung von Wärmeenergie in einen gleichwertigen Betrag mechanischer Energie. Exakter formuliert:
Verglichen mit dem Energieerhaltungssatz
erscheint der 2. Hauptsatz recht willkürlich und tatsächlich
ist er oft in Zweifel gezogen worden (und wird es noch heute).
Es existiert kein Beweis für seine Gültigkeit, jedoch
gibt es etliche Leute, die behaupten, sie hätten Apparate
gebaut, die entweder gegen den ersten oder zweiten Teil verstoßen:
nämlich PM's zweiter Art! Einer dieser Zweifler war MAXWELL
und seine Konstruktion ist, wenn sie auch nur ein Gedankenexperiment
war, unter der Bezeichnung Maxwellscher Dämon recht bekannt
geworden. Dabei handelt es sich um eine Einrichtung, die zwei
(Gas-)Behälter A und B miteinander verbindet, in denen anfangs
die gleiche Temperatur herrscht. Der "Dämon" nun
ist in der Lage, Moleküle mit höherer (thermischer)
Energie von solchen mit niedrigerer zu unterscheiden und die
mit der höheren Energie von Behälter A nach Behälter
B durchzulassen. Auf diese Weise entsteht eine Temperaturdifferenz,
ohne mechanische Arbeit aufgewandt zu haben. In engem Zusammenhang mit der Freien Energie tauchen noch weitere Begriffe auf, über die oft Unklarheit herrscht: Wirkungsgrad, Leistungsfaktor und 'over unity'.Der erste Begriff ist physikalisches Schulwissen. Jedes Physikbuch gibt darüber in etwa mit folgenden Worten Auskunft:
Aus Zweckmäßigkeitsgründen
wird der Wirkungsgrad mitunter nicht als Verhältnis zweier
Leistungen, sondern als Verhältnis zweier (physikalischer)
Arbeiten ausgedrückt. In einem Atemzug mit der Definition
des Wirkungsgrades sagt uns unser Physikbuch auch, daß
der Wirkungsgrad wegen der unvermeidlichen Verluste stets kleiner
als eins ist. Soweit ist das auch korrekt, aber...
Im Unterschied dazu die Definition des Leistungsfaktors, der für die Techniker allerdings mehr Bedeutung hat als für die Physiker und sich deshalb nicht in jedem Physikbuch findet:
Während der Wirkungsgrad eine physikalische Größe ist, ist der Leistungsfaktor mehr eine technisch-ökonomische, d.h. er beschreibt ein Aufwand-Nutzen-Verhältnis. Er kann (und soll!) durchaus auch über Eins liegen, bei einer Freienergiemaschine muß er das sogar (sonst wäre es keine). Das führt uns auch zum dritten Begriff, nämlich der englischen Wortschöpfung "over unity". Es gibt keine wortwörtliche deutsche Übersetzung; beschrieben wird mit dem Begriff ein Leistungsfaktor - NICHT! Wirkungsgrad, auch wenn das ab und an behauptet wird - größer Eins. Freienergiemaschinen sind also per definitionem 'over unity'. Konzepte von Freienergiemaschinen (FEM)Bemühungen, ungenutzte Energiequellen
anzuzapfen, gibt es schon sehr lange. Beispiele dafür sind
ungezählte Versuche, mechanische Vorrichtungen zu bauen,
die endlos Arbeit verrichten können und die es schon im
Mittelalter gab. Der Großteil davon fällt unter die
Rubrik "Schwindel" oder funktioniert einfach nicht.
Es mag ein paar darunter gegeben haben, die tatsächlich
FEM's waren (indem sie sich beispielsweise der Corioliskraft
bedienten), aber unser Wissen darüber ist eher anekdotisch.
Ein Beispiel dafür aus neuerer Zeit könnte die
Finsrud-Skulptur sein oder auch die Würth-Maschine.
Eine kleine Zusammenstellung u.a. auch dieser Art davon
findet sich in [3]. Ein weiteres Konzept, das ebenfalls schon
sehr lange bekannt ist, sind Apparate, die
ausschließlich auf der Basis von Permanentmagneten
aufgebaut sind und folgerichtig Permanentmagnet-FEM
genannt werden können. Für sie findet sich oft auch
die Bezeichnung Magnetmotor. Das älteste dokumentierte
Beispiel (wenn die Geschichte stimmt) ist der Magnetmotor des
Petrus Peregrinus aus dem Jahre 1269. Neuzeitliche
Geräte dieser Art sind der Ecklin-Motor, der
Johnson-Motor und viele seiner Abarten, die unter der
Sammelbezeichnung TOMI device bekannt sind (TOMI steht
für Theorie Of Magnetic
Instability). Auch hier möchte ich noch einmal
auf [3] verweisen. Seit man Ende des 19. Jahrhunderts anfing, die
Elektrizität industriell zu nutzen, sind auch auf diesem
Gebiet immer wieder Erfindungen aufgetaucht, die behaupten,
einen 'over unity'-Effekt aufzuweisen. So ziemlich als erster
in dieser Reihe steht der Pionier der Wechselstromtechnik
Nikola Tesla. Einschränkend muß man allerdings
sagen, daß es hierzu nur Andeutungen gibt. Unter den
von Tesla hinterlassenen Schriften und Patenten findet sich
nirgendwo die Beschreibung eines solchen Gerätes. Einige
seiner Experimente und Bemerkungen lassen aber darauf
schließen, daß er in dieser Richtung gearbeitet
hat und auch fest davon überzeugt war, daß es
eines Tages gelingt, "sich auf das tatsächliche
Uhrwerk des Universums selbst abzustimmen" wie Tesla
selbst es 1891 auf einem Vortrag vor dem Amerikanischen
Institut für Elektroingenieure ausdrückte. Eine weitere Gruppe, in die die schon weiter oben erwähnte Konstruktion eines Maxwellschen Dämons zählt, und die man evtl. als Thermodynamische FEM bezeichnen könnte, sind Maschinen, die auf die eine oder andere Art versuchen, den 2. Hauptsatz der Thermodynamik zu brechen. Außerdem sind auf alle Fälle noch die Versuche zur Kalten Fusion zu erwähnen, die auf die Entdeckung von Fleischmann und Pons zurückgehen.
Darüberhinaus gibt es noch sehr viele weitere Konzepte, die teilweise nur in Form eines einzelnen Experiments exisiteren. Der Sinn dieser Klassifizierung ist jedoch nicht, irgendetwas in Schubladen einzuordnen, sondern zu zeigen, welche Menge an Ideen auf diesem Gebiet existiert. Referenzen
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